CSD Berlin 2010 - Von Engeln und Normalitäten
"Normativität & Normalität" Es sind Fragen, die einfach nicht verschwinden wollen, welche dem Leitthema des Berlin-CSD zugrunde liegen: Wo ist in dieser Gesellschaft der Platz für Menschen, die nicht dem üblichen Rollenbild von Mann und Frau entsprechen? Weshalb sitzen auch heute noch Jugendliche plötzlich auf der Strasse, wenn sie sich vor ihren Eltern als homosexuell outen? Wieso zwingen Eltern ihre Neugeborenen operativ in ein Geschlecht, wenn dieses ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale zur Welt kommt?
„Ganz normal anders sein“ – eine Forderung der CSD-Veranstalter. Normalität hat auch etwas von Zugehörigkeit. Doch die Welt der Heterosexuellen begreift Normalität scheinbar ausschließlich als Leben von Mann und Frau - miteinander. Menschen, die das Geschlecht wechseln wollen, die ohne eindeutiges Geschlecht geboren wurden oder die das eigene Geschlecht lieben, haben in dieser Norm offensichtlich keinen Platz; sie gehören nicht dazu: „Es geht uns darum, die Normalität von Heterosexualität in Frage zu stellen und damit Normalität zu verändern“, so Bodo Niendel, Vorstand im Berliner CSD e.V.
„Sei ein Engel!“Die Parade des 32. Berliner CSD soll dieses Anliegen auf eine besonders sichtbare Art widerspiegeln. Das Team des Berliner CSD wünscht sich ein Meer von Engeln in den Strassen Berlins: „Passend zum Motto „Normal ist anders!“ und unserer Engels-Kampagne raten wir Dir einfach: Sei ein Engel! Bring Deine Flügel mit! Ob selbstgebastelt oder gekauft, aus Federn, Stoff oder Papier, in weiß, schwarz, rot, gelb, grün, pink oder bunt. Ein Engel allein ist vielleicht nicht außergewöhnlich, aber tausende Engel am Ku’damm und am Brandenburger Tor sind echt beeindruckend. Schwule Engel, lesbische Engel, trans* und intersexuelle Engel. Ein Meer von Engeln am Brandenburger Tor.“
Engel, so der Berliner CSD, „sind eines der wichtigsten Sinnbilder der Menschheit. Von Koran bis Bibel und bis weit hinein in den Atheismus kennt man Engel. Sie gelten als Beschützer und Begleiter, als Boten Gottes, als rein und unschuldig, stark und zärtlich. Man stört sich nicht daran, dass sie geschlechtslos sind, mal männlich, mal weiblich, dass sie gewalttätig und fehlbar sein können. Ihre Unsterblichkeit fasziniert und wenn ein Engel abstürzt, wird ihm als gefallener Engel bewundernd verziehen. Denn es ist ganz normal, dass Engel völlig anders sind.“